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s bicher k 2Do-it-your-self - ein Etappenlauf mal selbst organisiert

Wir Läufer sind verwöhnt! Bei fast jedem Lauf stehen dutzende, wenn nicht hunderte oder tausende Helfer bereit, um uns das Wasser zu reichen, Bananen mundgerecht zu servieren oder einfach nur, um uns den Weg zu zeigen. Und selbst bei recht "einsamen" Ultraläufen, wo es nur wenige Verpflegungspunkte gibt, ist man doch als Läufer gut aufgehoben: Die Strecke ist vorher geplant, oft ist der Weg markiert oder per GPS ausgeschildert, im Ziel wartet eine warme Hütte oder zumindest ein Tee und natürlich der obligatorische Händedruck des Veranstalters und die Medaille. Kurz gesagt: "Hier ist der Start, da ist das Ziel - dazwischen musst du laufen. Mach dir keine großen Gedanken um den Rest, wir kümmern uns schon."

Was passiert aber, wenn man sich aus dieser komfortablen Zone herausbegibt? Wenn der Weg nicht feststeht, sondern nur das Ziel? Dies wollten Bernd Kalinowski und ich (vom Team Hanka) vor zwei Jahren wissen und haben unseren eigenen Lauf geplant. Ohne Veranstalter , ohne Anmeldung und ohne Markierung am Weg. Fest stand lediglich, dass wir an der Saale entlang laufen wollten, am besten von der Quelle in Franken bis zur Mündung in Sachsen-Anhalt und schnell waren auch die Etappenorte so ungefähr abgesteckt.

Unterkünfte wurden gesucht und gebucht, GPS-Tracks ausgearbeitet (selbst mit dem ausgezeichneten Saale-Radweg eine überraschend langwierige Sache) und natürlich kreierten wir auch ein Logo für "unseren" Lauf.
Ganz alleine waren wir allerdings nicht: Wir hatten hilfreiche Unterstützung von unserer Guten Seele Hanka, die sich um den Gepäcktransport kümmerte, uns ab und zu an der Strecke empfing (und aufmunterte) und immer einen Leckerbissen im Auto hatte. Außerdem kam "Affenzahn" vom 100 MC mit auf die Tour und so war es fast schon wie ein "richtiger", organisierter Etappenlauf. Mit dem Unterschied, dass das Zeitlimit exorbitant ausgedehnt war (ganz im Sinne des Team Hanka mit großzügigen Mittagspausen) und dass die Verpflegung auch gern mal am Kiosk aufgefüllt wurde, statt am Verpflegungspunkt.

Der Lohn der Mühen waren eine herrliche Landschaft (speziell in den ersten Tagen an der Saale), nette gemütliche Abende nach den Etappen und ein ganz eigener Grad von Freiheit: Zwar stand fest, wo das Etappenziel liegt - aber wie und wann wir dort ankommen, das war immer wieder eine Überraschung.
Zwar macht die eigene Organisation schon einigen Aufwand - speziell das Suchen von Unterkünften, die Ermittlung der Strecke und die Reiseorganisation - aber uns hat es so gut gefallen, dass wir eine ähnliche Tour im letzten Jahr von München auf den Großglockner unternommen haben und dieses Jahr Ende Mai planen, an der Ostküste von Irland entlangzulaufen - von Dublin nach Cork. Und auch in Irland wird es wieder eine neue Erfahrung geben, denn dort sind wir zum ersten Mal auf uns allein gestellt, ohne mitfahrende Versorgung. Ich bin gespannt, wie die Pfade dort aussehen werden - und welche Überraschungen wir erleben werden.
Und natürlich berichte ich in dieser Kolumne auch gern über unausgetrene irische Pfade.

Stefan Bicher

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