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positionspapierIAU-Positionspapier der DUV

In den letzten Jahren gab es bei den Ultralauf-Weltmeisterschaften irritierend häufig Verschiebungen, Absagen und zum Teil die völlige Ungewissheit, wo, wann und ob überhaupt eine Weltmeisterschaft stattfindet. Das erschwert die Motivation und behindert eine gezielte Vorbereitung unserer Athleten; außerdem ist es definitiv keine Werbung für unseren Sport. Das Präsidium der Internationalen Vereinigung der Ultraläufer (Executive Council of International Association of Ultrarunners – IAU) hat das Problem offenbar selbst erkannt und einige Überlegungen angestellt, was sich bezüglich der Vergabe von Weltmeisterschaften ändern könnte.

Das DUV-Präsidium unterstützt die IAU-internen Überlegungen, hat darüber hinaus aber weitere Vorschläge, die einem Positionspapier zur Vergabe von IAU-WM dokumentiert werden.

Die komplette Version wird im „Ultramarathon“-Heft 02/2014 abgedruckt. Weiter unten als Vorschau und zur Information der (noch-)Nicht-DUV-Mitglieder ein Auszug daraus. Eine gekürzte Version des Positionspapiers wurde in der jüngsten Sitzung des DLV-“Bundesausschuss Laufen” diskutiert und ganz überwiegend positiv kommentiert. Die wesentlichen Inhalte wurden bereits dem IAU-Präsidenten Dirk Strumane vorgestellt, um die IAU-internen Reformgedanken aus Sicht der deutschen Ultragemeinschaft zu ergänzen und eine schnelle Umsetzung von Änderungen zu unterstützen.

Das DUV-Positionspapier zur Vergabe von IAU-Weltmeisterschaften
Eine Analyse der jüngeren Vergangenheit, Überlegungen innerhalb der IAU und eigene Vorschläge

Die IAU führt in der Regel jährliche Weltmeisterschaften in den Disziplinen 100-Kilometer-Lauf und 24-Stunden-Lauf durch. Daneben werden auch kontinentale Meisterschaften (z.B. Europa- oder Asienmeisterschaften) ausgetragen, entweder als separate Events oder oft auch gekoppelt an eine WM - ausgerichtet auf dem jeweiligen Kontinent. Im Jahr 2013 fand keine WM über 100 Kilometer statt, ebenso wenig gab es in den Jahren 2002 und 2011 eine Weltmeisterschaft im 24-Stunden-Lauf.

Für die Spitzensportler im Ultralaufen stellt die erfolgreiche Teilnahme an einer WM oder EM im Nationaltrikot ein hohes, wenn nicht das höchste sportliche Ziel dar. Durch die Absagen, angekündigten Verschiebungen und Verlagerungen der Austragungstermine und –orte besonders in den letzten 18 Monaten macht sich jedoch eine Verunsicherung und Frustration unter den Kaderathleten breit.

Hier in Kurzform die wechselnden Ankündigungen der IAU für die Weltmeisterschaften über 100 km und 24 Stunden in den beiden letzten Jahren:

100-km-WM 2013:
Südkorea. Termin: 20.10., Anfang Januar zu 2/3 sicher, Absage: Mitte Februar 2013
Mexico. Wurde als möglicher Veranstaltungsort zeitgleich mit Durban genannt.
Durban. Neuer Termin: 26.10. Mitte Mai bestätigt („confirmed“). Am 21.06. abgesagt. Zusätzliche Information: alternativ Kapstadt oder an anderem Ort.
Kapstadt. Am 01.08. abgesagt, Option: Arabische Emirate im November/Dezember.
Dubai. Als letzte Lösung am 22.08. benannt. Möglicher Termin: 20.12. Endgültige Absage am 02.09.

100-km-WM 2014:
Daugavpils. Termin: 30.08. Absage erfolgte am 04.02.
Doha. Termin zunächst: 28.11. Nun am 21.11.

24-Stunden-WM 2014:
lange Zeit überhaupt keine Information, dann: Pilsen. Termin: 21.06. Absage am 08.03.
Taiwan. Termin: 06./07.12.
In 2014 wird es damit zwei Weltmeisterschaften in Asien geben, über 24 Stunden werden nun zwei globale Titelkämpfe innerhalb von vier Monaten (Turin April 2015 fest angekündigt) stattfinden.

Durch die intransparente Kommunikation zum Verhandlungsstand herrscht große Planungsunsicherheit bei Athleten und nationalen Verbänden. Die Zeitpunkte für eine definitive Absage oder Zusage kamen meist viel zu spät und sind in keiner Weise vereinbar mit den längeren Trainingszyklen im Spitzenultra-Bereich.
Eine Fortsetzung dieser Vergabepraxis = Planungsunsicherheit kann dazu führen, dass einige Spitzenleute von sich aus auf die WM verzichten und die dort Startenden nicht optimal vorbereitet sind. Das Leistungsniveau bei künftigen Welttitelkämpfen wird niedriger sein, als es bei normaler Planung möglich wäre.

Sehr späte Rettungsversuche, eine abgesagte WM doch noch zu veranstalten, führen zu geografisch unausgewogenen Vergaben von Welttitelkämpfen (2014 gleich zweimal nach Asien, was eine hohe Eigenbeteiligung von Athleten und Betreuern nach sich zieht) Asien, was eine hohe Eigenbeteiligung der Athleten/Betreuer an den Reisekosten bedeuten wird) und oder Terminballungen, wie es der Fall bei zwei 24-Stunden-Weltmeisterschaften innerhalb von nur vier Monaten ist.

Die jetzige Vergabepraxis inkl. Kommunikation führt zusammengefasst dazu, dass bei den WM-Teilnehmern

  • die Leistungen runter und
  • die Kosten rauf gehen.

Ideal aus Sicht der Athleten und nationalen Verbände wäre es, 100%ige Planungssicherheit zwei Jahre im Voraus zu haben. So könnte man die Terminsetzung für nationale Meisterschaften, Budgetplanung und langfristige Trainingssteuerung optimal gestalten. Nicht nur aus Kostengründen sollte auch ein geografischer Proporz gewahrt bleiben. Und schließlich sollten Ultralauf-Weltmeisterschaften eine hohe Medienaufmerksamkeit genießen, um auch den Bekanntheitsgrad bei einer sportlich interessierten Öffentlichkeit zu erhöhen.

Wir möchten als Interessenvertretung der deutschen Ultraläufer die Überlegungen des IAU Executive Councils zur künftigen Gestaltung der internationalen Ultralauf-Meisterschaften, wie sie im Jahresreport 2014 (Annual Report 2014) skizziert sind, anerkennen, unterstützen und erweitern.

Wir unterstützen die IAU-Überlegungen einer Neuorientierung auf einen Zwei-Jahresrhythmus bei 100-Kilometer- und 24-Stunden-Weltmeisterschaften und alternierenden Kontinentalmeisterschaften sowie zur Verringerung der finanziellen Belastung der örtlichen Veranstalter durch Reduzierung der Reisekostenzuschüsse für Athleten. Darüber hinaus schlagen wir vor:

  • weitere Einsparungen bei den vom Veranstalter zu tragenden Reisekosten auch für IAU-Funktionäre
  • transparente Kommunikation über den Verhandlungs-/Vertragsstatus künftiger Weltmeisterschaften
  • definitive Zusage ein Jahr vor der geplanten WM muss stehen, ansonsten Absage
  • Ankopplung von IAU-WM an Stadion-Leichtathletik-WM oder -Kontinentalmeisterschaft
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