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01 intro 100kmGelungene 31. Auflage einer 100-km-DM

Neue Deutsche Meister im 100km-Strassenlauf wurden gestern Nele Alder Baerens (Ultra Sport Club Marburg) und Alexander Dautel (LG Nord Berlin) in 7:33:14 bzw. 7:01:05 h.
Während Nele sehr überlegen und damit zum 3. Mal in Folge sich den DM-Titel sichern konnte, war der Rennverlauf bei den Männern sehr interessant. Zunächst führte 100km-Debütant Marco Bscheidl (LG Passau) zusammen mit Alexander, gefolgt von Gerrit Wegener (Die Laufpartner), Jan-Hendrik Hans (MTV Aurich), Thomas Klingenberger (LG Ultralauf), Marcel Leuze (Turnerbund Hamburg Eilbeck) und Christoph Lux (TG Viktoria Augsburg). Nele reihte sich übrigens gleich auf Position 3 absolut ein – sie brauchte die führenden Männer beim Dunkelstart um kurz nach 6 Uhr als optische Orientierung, um den Laufweg zu finden…

Marco bekam aber schon nach 35 km Magenprobleme und stieg nach 8 Runden oder 40 km auf dem völlig flachen, aber etwas windanfälligen Rundkurs aus. Leider beendeten danach mit Jan-Hendrik (nach 55 km) und Thomas (nach 75 km) zwei weitere Mitfavoriten vorzeitig das Rennen, was dann Marcel, Christoph und auch den jüngsten Teilnehmer im Feld, Thore Göbel (LSG Schwarzwaldmarathon), in die Nähe der Podiumsplätze brachte.
Ganz vorne lieferten sich Alexander und Gerrit ein 100km-Duell vom Feinsten. Nach 50 km hatte Alex 1 Minute Vorsprung, aber Gerrit liess nicht locker und kam ganz allmählich heran. Nach 70 km war Gerrit in Führung, aber Alexander blieb immer auf Schlagdistanz und konnte nach 80 km die Spitze zurück holen und dann auf den letzten 20 km kontinuierlich absichern. Eine Steigerung der PB von jeweils rund 15 min. für Meister und Vizemeister, also ein großartiges Ergebnis eines packenden Rennens. Christoph Lux sicherte sich durch ein recht konstantes Rennen bis km 80 die Bronzemedaille, nur ganz am Ende musste der den Traum einer neuen PB begraben.

Auf Platz 4 dann der amtierende 24h-Meister Marcel Leuze, der seinen sog. aktuellen Leistungsnachweis für die 24h-EM in beeindruckender Manier und 7:42:26 h auf der 100km-Distanz absolvierte. Und Thore Göbel lief ebenfalls PB mit 7:43:16h, bei ihm dürften noch weitere Leistungssprüge drin sein.
Mit Top-10-Garant Christian Jakob (SV Schwindegg) auf Platz 6, Ruben Welsch (LC Eschenburg) und Gregor Scharf (TV Hergershausen) jeweils mit 7:50er Zeiten kamen insgesamt 8 Männer unter 8 Stunden ins Ziel, 6 davon mit PB.

Nele beim Sieger-Interview Auch bei den Frauen wurden hinter Nele gute Leistungen und einige PBs erzielt. Nach Bronze 2016 errang Susanne Kraus (PSV Grün-Weiss Kassel) in 7:59:11 hdieses Jahr unangefochten Silber. Zwei Frauen unter 8 Stunden gab es in den letzten 15 Jahren nur 1x bei einer 100km-DM. Nele und Susanne hatten vorher ziemlich tief gestapelt, als sie von „unter 8“ bzw. „unter 9“ als Zielzeit für Rheine sprachen.
Mit Branka Hajek (LAZ Ludwigsburg), im ersten Renndrittel auf Position 3, schied eine der Medaillenkandidatinnen nach 50 km auf. Bei 50km lag Manishe Sina (LG Seligenstadt) als 100km-Novizin knapp vor der Vorjahresdritten Sandra Fätsch (TSV 1886 Kandel) auf Position 3, aber auch Katja-Hinze Thüs (SG Wenden) lag nur wenige Minuten dahinter.
Dass ein 100km-Rennen aber erst im letzten Renndrittel entschieden wird, zeigte sich im Kampf um die Bronzemedaille: Manishe musste Federn lassen, kämpfte sich aber durch und wurde in 9:16:14h zeitgleich mit Kirsten Althoff (LG Ultralauf) Siebte - Kirsten dabei übrigens mit genau gleich schnellen Hälften. Auch Sandra wurde langsamer und musste zuerst Katja passieren lassen. Auf den 3. Platz konnte sich aber 24h-Nationalteamläuferin Anke Libuda (BSG Springorum Bochum) vorarbeiten, die mit einem langgezogenen Endspurt erst in der allerletzten Runde, die sie im 4:35er-Tempo lief, an Katja vorbeiging und in 8:43:43h ins Ziel stürmte. Anke schaffte dabei eine insgesamt um 10 min. schnellere 2. Hälfte! Aber mit Platz 4 und neuer PB von 8:45:54h war Katja auch hochzufrieden. Auch Sandra steigerte ihre PB auf auf 9:06:50h und verwies Simone Durry (TG Neuss), die wieder ein sehr gleichmässiges Rennen in 9:07:24h lief, auf Platz 6.

Neles Zeit ist neuer Deutscher W40-Rekord (bisher gehalten von Elke Hiebl mit 7:52:54 aus dem Jahr 2006). Unbedingt erwähnenswert ist auch der neue nationale Rekord, den Leonie Ton im offenen Rennen für die Niederlande in 7:56:25 h erzielte.
Teamwertungen: Hier sicherte sich Alexander Dautel zusammen mit seinen Teamkameraden Benjamin Brade und Stu Thoms als LG Nord Berlin seinen zweiten DM-Titel. Die LG Nord lag in 24:20 h über 2 Stunden vor dem ersten Team der LG Ultralauf, auch Platz 3 ging an das 2. Team der LG Ultralauf. Unangefochten gingen bei den Frauenteams die Läuferinnen der LG Ultralauf an den Start und brachten 2 Teams somit auf Rang 1 und 2 der Frauenteamwertungen. Weitere Frauenteams waren leider nicht am Start. Erstmals in der Geschichte der 100km-DMs konnte ein W50+ Team geehrt werden, natürlich die LG Ultralauf mit Ria Nowottny-Hupka, Silvia Faller und Kerstin Hommel. Und bei den männlichen Senioren setzte sich die LG Ultralauf in der Besetzung Hans-Dieter Jancker, Roland Krauss und Martin R. Kurz vor Team Icehouse und einem weiteren LG Ultralauf-Team durch.
Mit den vielen Punkten in den Teamwertungen war die LG Ultralauf das Bundesliga-Team des Tages. Zur Ultramarathon-Bundesliga wird es in ein paar Tagen eine gesonderte News mit dem exakten Tabellenstand nach dem 1. Spieltag geben, zu den AK wird in der DUV-Mitgliederzeitschrift „Ultramarathon“ berichtet.

Vor den Siegerehrungen, die Harald Rösch als DLV-Repräsentant vornahm (Harald ist Vorsitzender des Bundesauschuss Laufen im DLV), wurden Hannelore Horst als DUV-Seniorensportlerin und Nele Alder-Baerens als DUV-Sportlerin des Jahres 2017 geehrt.
Die vielen PBs und Rekorde sprechen eine deutliche Sprache: die Voraussetzungen für gute Leistungen waren in Rheine absolut vorhanden. Entgegen allen Unkenrufen u.a. wegen des so frühen Termins wurde die 100km-DM in Rheine alles in allem eine Ultramarathon-Veranstaltung der besseren Sorte. Mit insgesamt knapp 170 StarterInnen und rund 120 FinisherInnen in der DM-Wertung bzw. knapp 140 wurde wieder ein auch quantitativ respektables Ergebnis in der Königsdisziplin erzielt, obwohl nach den echten Winterwochen im Februar inklusive Grippe- und Erkältungswelle schon einige Startwillige vorher oder spätestens im Rennen das Handtuch werfen mussten.
Dennoch darf man ohne weiteres ein positives Fazit ziehen, auch und gerade, was die sportlichen Leistungen angeht. Sowohl die Zeiten der Deutschen Meister 2018 als auch der Nächstplatzierten können als Hoffnungsschimmer gelten, dass auch in dieser Disziplin deutsche Ultraläufer und –innen um Medaillen bei Welt- und Europameisterschaften mitlaufen können.

Neben diesen durchgängig positiven Einschätzungen zur Hauptsache, dem sportlichen Geschehen und den für die Aktiven relevanten organisatorischen Services muss ich aber erwähnen, dass auch diese 100km-DM im Vorfeld unnötigem organisatorischen/administrativen Stress ausgesetzt war. Es wird noch einiger Arbeit bedürfen, eine 100km-DM bzw. künftig allgemeiner die Ultra-DMs auf solide und verlässliche organisatorische Füsse zu stellen.
Aber abschliessend möchte ich allen Beteiligten und Helfern danken, die dazu beigetragen haben, dass diese 31. Auflage einer 100km-DM spannenden und qualitativ sehr guten Sport bieten konnte; nach einem quantitativen und qualitativen Dämpfer bei der Anzahl der Finisher und der Leistungsdichte geht es jetzt hoffentlich wieder stetiger nach oben. In diesen Dank möchte ich die Kollegen vom DLV vor Ort, die als Schiedsrichter, Jury-Mitglieder, Verbandsaufsicht und Repräsentant anwesend waren, ausdrücklich einschliessen. Besonderen Dank muss ich aber an Christian Pflügler loswerden, der als Veranstalter der Münsteraner 6h-Läufe schon für eine enorme Belebung des Ultralauf-Angebots und damit auch –Interesses entfacht hat. Wie er trotz der ebenfalls durch die Grippewelle gelichteten Reihen seiner Helferschar die gesamte Veranstaltung in Rheine über die Bühne geschaukelt hat, war echt imponierend!

Alle Ergebnisse, auch des starken 6h-Laufs

Dr. Norbert Madry

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